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„Lokführer ist ein wahrer Kindertraum, war aber nie mein Kindheitstraum“ – Triebfahrzeugführer bei start

„Lokführer ist ein wahrer Kindertraum, war aber nie mein Kindheitstraum“

Sebastian steuert Züge durch den Taunus und macht Kindern Freude – und das mit großem Spaß.

Also es war nicht schon immer dein Traum, Lokführer zu werden?

Auf gar keinen Fall! Es gibt ja diese Erzählung vom Kindheitstraum Lokführer, daran habe ich persönlich nie gedacht, aber ich erlebe ihn täglich: Der Lokführerberuf ist der Traum der Kinder. Wenn ich hier durch den Taunus fahre, gibt es an den Bahnhöfen immer ein großes Hallo, sie winken und ich winke ihnen. Wir sehen uns ja tatsächlich öfter, eigentlich immer wieder. Und rund um die Bahnübergänge, wenn ich das Pfeifsignal betätige, sorgt das jeweils für besondere Freude. Bei den 5- bis 8-Jährigen ist man echt der Star. Auch meine Kids sind da keine Ausnahme und freuen sich, wenn sie mal vorne rausgucken oder probesitzen dürfen. Das ist dann etwas ganz Großartiges für sie – und ich darf das immer machen und sogar in Fahrt.

Wie kamst du in den Führerstand der Triebfahrzeuge im Taunus?

Das passierte über Umwege, aus weiter Entfernung und das im doppelten Sinn. Eigentlich komme ich aus der Stadt mit dem großen Dom und den vielen Jecken und ich war im Vertrieb tätig. Aus familiären Gründen zog ich in den Taunus und beruflich hatte ich erkannt, dass der Vertrieb auf Dauer einfach nichts für mich ist. Da wurde ich auf das Angebot der HLB für den Quereinstieg zum Lokführer aufmerksam und kam so auch beruflich auf neue Wege. Als dann start das Teilnetz Taunus von der HLB übernahm, ging ich über und fahre noch immer sehr gern – besonders eben, wenn Kinder ins Spiel kommen.

Stichwort Kinder: Beruf Lokführer:in und Familie, passt das unter einen Hut?

Viel besser, als die meisten vielleicht denken. Man arbeitet in Schichten, die den Tag in 2 Hälften teilen und sie werden unter Berücksichtigung der persönlichen Wünsche geplant. Die Zeit für meine Kids kann ich mir so gut gestalten und freihalten und das ist mir auch sehr wichtig. Es gibt Kolleg:innen, die nur spät oder früh fahren wollen, aber ich mag den Mix. Der Wechsel ist mitunter anstrengend, aber nur zu Beginn und ich möchte diese Abwechslung nicht missen. Auch sind die Fahrgäste durchaus verschieden drauf, je nach Tageszeit, am Morgen beispielsweise sind sie viel cooler und entspannter.

Ist es aber manchmal auch weniger entspannt?

Durchaus, aber es geht. Richtig aggressiv wurde es zum Glück noch nie. Ich habe aber auch meine Art des Umgangs gefunden oder vielmehr, wie ich den Wind gar nicht erst in die Segel lasse. Meine Ansagen sind mit viel Humor und ich erkläre immer direkt, wenn etwas auf der Strecke oder im Betriebsablauf für Verzögerungen oder Ungemach sorgt. Das kommt gut an – meine Fahrgäste und ich und unsere Fahrgastbetreuer:innen sind ein gutes Team.

Was magst du besonders an deinem Beruf?

Ich mag die verschiedenen Aspekte, vor allem im Zusammenhang mit den Wasserstoffzügen: die Tankvorgänge im Industriepark Höchst, die zusätzlichen Strecken für die Tank- und Werkstattfahrten, aber auch allgemein die verschiedenen Strecken auf unseren Linien durch den Taunus. Auf den Hauptstrecken geht es schon mal bis 120 km die Stunde schnell voran und auf den Nebenstrecken gibt es tolle Aussichten, und ich komme den Menschen näher. Im Vergleich zu meinem alten Beruf schätze ich zudem sehr, dass der Feierabend auch eben genau das bedeutet. Ich nehme nichts mit, sondern steige buchstäblich aus. Manchmal springe ich natürlich auch mal kurzfristig für Kolleg:innen ein, aber das hält sich sehr in Grenzen. Nicht zuletzt schätze ich die Sicherheit des Berufs sehr – auch im Hinblick auf meine Familie. Ich halte es durchaus für möglich, dass, wenn ich im Vertrieb geblieben wäre, ich im Rahmen der Corona-Pandemie arbeitslos geworden wäre. Und zu den allerschönsten Dingen am Lokführersein überhaupt gehören die Sonnenaufgänge. Das hat fast schon was Magisches, ist tatsächlich jedes Mal aufs Neue beeindruckend und wird nie langweilig.

Und wie geht es mit den Kolleg:innen?

Wir sind prinzipiell gefühlt sehr familiär. Aktuell haben wir einige Leihlokführer:innen im Dienst. Da kenne ich nicht jeden und ich freue mich, wenn sich der feste Stamm weiter ausbaut. Aber da bin ich guter Dinge, denn es kommen immer wieder neue Kolleg:innen aus den Quereinstiegprogrammen zu uns. So und nun Vorsicht an der Bahnsteigkante, ich muss los.